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Alter Orient - Altes Testament

Genital-Eid, bekannt aus Gen.47.29, wo Jakob zu Joseph sagt: "... lege deine Hand zum Schwur unter meine Leiste ..." und auch nochmal bei Gen.24.9.zu finden. Die außerbibliche Bestätigung dieses Eides finden wir in einem in sumerischer Sprache verfasstem Dialog. Da kommt ein Reisender in ein Wirtshaus und flirtet mit der Wirtin. Am Ende leistet er einen Schwur auf die Vagina der Wirtin:
(Wirtin spricht) "Mögest du deine rechte Hand an meine Vulva legen, mit deiner linken streiche mir über den Kopf, wenn du deinen Mund meinem Mund näherst, wenn du deinen Mund an meine Lippen geführt hast, dann schwöre mir den Schwur!"

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Kinder Gottes
Die Vulgata, sowie zwei spätantike griechische Bibelübersetzer (Symmachus und Origenes) sprechen wohl von "Söhne Gottes" ("bene 'älohim", bzw. "bene 'el"). Spätere Übersetzungen machten daraus "Engel Gottes". Sind somit die Engel die Brüder von Jesus und Jesus einer der Engel?

"alle Kinder des kanaanitäischen (und ugaritischen) El werden „Banu-Elima“ (El´s Söhne) genannt"
(Knaurs Lexikon der Mythologie)


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Zeitweise galt Aschera in Israel als Ehefrau von JHWH. So fand sich in Kuntillet 'Adschrud ein Vorratskrug aus dem 8. bis 7. Jahrhundert mit folgender Inschrift:

… Ich habe Euch gesegnet durch JHWH und seine Aschera.
Amaryo sprach zu seinem Herrn: …
Ich habe dich gesegnet durch JHWH und seine Aschera.
Er möge dich segnen,
und er möge dich behüten,
und er möge sein mit meinem Herrn

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>>> ugaritische Tontafeln über Adam und Eva
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>>> Ursprünge der 10 Gebote
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>>> Sintflut im Gilgamesch-Epos
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Nach einer allgemeinen Übereinkunft kommt der Name Jahwe in den deutschen Bibeln nicht vor, sondern wird durch Herr ersetzt. Die Namen der Götter El, Elohim, Eljon werden hingegen durch Gott ersetzt. Auch die Eigennamen anderen Gottheiten werden teilweise ausgetauscht, so z.B. der Gott Schaddai durch der Allmächtige. Das verleitet die Bibelleser zu der Annahme, in der Bibel sei durchwegs immer von dem gleichen Gott die Rede.

Da steht im hebräischen Text: "... setzte er die Gebiete der Völker fest nach der Zahl der Söhne Israel. ...". In der antiken griechischen Übersetzung "Septuaginta" steht statt "Söhne Israel" "Engel Gottes", interessanterweise auch in einer Schrift aus Qumran. Die Vulgata sowie zwei spätantike griechische Bibelübersetzer (Symmachus und Origenes) setzen einen hebräischen Text "Söhne Gottes / der Götter" voraus, wobei offensichtlich 'el / 'elim dagestanden hat, nicht 'älohim. Die "Göttersöhne" - bekannt aus 1.Mose6,3, werden aber "bene 'älohim" geschrieben, so daß ein "bene 'el" durchaus altertümlich wirkt. Da die "Göttersöhne" später durchaus als "Engel" aufgefasst wurden, lange vor Septuaginta und Qumran, wäre die bezeugte Variante "Engel Gottes" als jüngere Abwandlung aus "Söhne Gottes" verständlich.

Jedenfalls ergibt die Passage aus 5.Mose32,8-9 irgendwie nur einen Sinn, wenn El Äljon, der Göttervater die Welt in so viele Teile aufteilen würde, wie es Götter gibt, damit dann jeder ein Gebiet und Volk abbekommt. So wird denn auch ausdrücklich ein Volk JHWH zugeordnet. Während andere Völker anderen Göttern zugeordnet werden.
-> https://religionskritisch.blogspot.de/2017/11/etwas-zum-at.html

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Die Abgötterei der Bewohner Judas war keine Abkehr von ihrem früheren Monotheismus, sondern es war ihre herkömmliche Religion seit Jahrhunderten. Die Existenz von "Höhen" und anderen Formen der Verehrung von Ahnen und Haushaltgöttern stellte - entgegen der Anspielungen in den Büchern Könige - keinen Abfall von einem früheren Glauben dar, sondern waren Bestandteil der alten Tradition der judäischen Berglandsbewohner, die JHVH neben einer Vielzahl von Göttern und Göttinnen verehrten. Auch die Priester selbst brachten auf den Höhen Räucheropfer für Sonne, Mond und Sterne dar.
An jedem Siedlungsplatz Judas in der späten Königszeit wurden Hunderte von Figurinen einer nackten Fruchtbarkeitsgöttin gefunden, was die Beliebtheit dieser Verehrung bezeugt.
Innschriften aus dem Nordosten des Sinai (frühes 8. Jhr. v.u.Z.) beziehen sich (wohl) auf die Göttin Aschera als die Gemahlin JHVH´s. Eine ähnlich lautende Innschrift tauchte auch in der späteren Königszeit aus dem Hügelland Judas auf, womit diese Verehrung nicht auf das Nordreich begrenzt war.

Ab dem 8. Jhr. v.u.Z. findet die Herausbildung eines Staates statt: monumentale Innschriften, Siegel, Massenproduktion von Keramik und eine Öl- und Wein verarbeitende Industrie. Belege für neue Bestattungsriten lassen auf die Herausbildung einer nationalen Elite schließen und zeigen eine plötzliche Anhäufung von Reichtum und gesellschaftlicher Differenzierung. Nach dem Fall Samarias setzte sich parallel zur Zentralisierung des Königreiches Juda auch eine sich stark auf religiöse Gesetze und Praxis konzentrierende Einstellung durch, die auf eine Vereinheitlichung und Identitätsstiftung abzielt. Es ist der Beginn der sogenannten "JHVH-allein"-Bewegung

Während der Regierungszeit Josia´s (Enkel von Manasse) kommt das "JHVH-allein"-Lager wieder zu mehr Macht. Nach dem Sturz seines Vater´s Amon, kommt Josia mit 8 Jahren auf den Thron, als Nachkomme David´s in 16. Generation.
Um 622 v.u.Z. "entdeckte" man die Urschrift des Deutoronomium und bewirkt eine Revolution im Ritual und eine vollständige Neuformulierung der israelitischen Identität: die ausschließliche Verehrung eines Gottes (JHVH) an einem Ort. Weiterhin bewirkt es die zentralisierte Einhaltung der Hauptfeste des jüdischen Jahres (Passa, Laubhüttenfest) und eine Reihe von Gesetzen, die sich mit sozialer Wohlfahrt, Gerechtigkeit und persönlicher Moral beschäftigen. Das war der entscheidende Augenblick für die Herausbildung der biblischen Tradition, wie man sie heute kennt. Josia leitete eine Kampagne ein, die jede Spur ausländischer oder synkretischer Verehrung, einschließlich der uralten Höhen, ausmerzte und drang dabei bis über die Nordgrenze nach Bethel vor.
Trotz Josia´s Reform fanden sich für das ausgehende 7. Jhr. v.u.Z. zahlreiche Figurinen einer stehenden Frau, die ihre Brüste mit beiden Händen hält (Astarte) in allen größeren judäischen Orten, vorweigend in privaten Wohnanlagen.
Als einzige Buch im Pentateuch erhebt das Deutoronium den Anspruch, die "Worte des Bundes" zu enthalten, die ganz Israel befolgen muss (29,9). Nur in diesem Buch werden alle Opfer außer an der "Stätte, die der Herr, euer Gott, aus all euren Stämmen erwählen wird", verboten (12,5), während die anderen Bücher des Pentateuch wiederholt ohne jede Kritik den Opferdienst an Altären überall im Land erwähnen.
Das Auftauchen dieses Textes steht in Einklang mit den archäologischen Befunden für die plötzliche Verbreitung der Fähigkeiten des Lesens und Schreibens im 7. Jhr. v.u.Z.. Dabei ähnelt die literarische Form des Bundes mit JHVH im Deutoronomium auffallend assyrischen Verträgen mit Vasallen aus dem frühen 7. Jhr. v.u.Z., die die Rechte und Pflichten eines unterworfenen Volkes ihrem Herren gegenüber festlegt.

Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann: "Keine Posaunen vor Jericho"
-> http://religionskritisch.blogspot.de/2017/11/entstehung-des-abrahamitischen.html

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